Schon von der ersten Sekunde an war klar, dass er dafür brennt. Mit Leidenschaft und Humor brachte der renommierte Theater- und bekannte „Tatort“-Schauspieler Hartmut Volle am vorvergangenen Freitag den Schüleralptraum „Faust I“ auf die Bühne unserer Schule. Dabei scheute er sich weder vor Monologen in der Rolle des Protagonisten „Faust“ noch vor dessen Dialogen mit dem teuflisch eloquenten Sprachvirtuosen Mephisto und erst recht nicht vor Passagen, in denen er diese beiden Figuren in sich vereinen musste.
In einem gleitenden Wechsel führte er der Oberstufe die Schlüsselszenen des Dramas vor, ohne dabei die Schüler und deren Bedürfnisse aus den Augen zu verlieren. Denn trotz seiner facettenreichen und unterhaltsamen Performance zielte Volle vor allem darauf ab, den Abiturienten das Verständnis für Goethes Lebenswerk nahezubringen. So beinhaltete sein Schauspiel eine Reihe von Übergangspunkten, an denen er sich selbst und die Handlung vorstellte. Er griff dafür zu Anekdoten und gewitzten Anmerkungen („Ich brauche keine offene Beziehung, dafür habe ich meine Fantasie!“) und stellte ein für alle Mal klar, dass die Themen des „Faust“ auch heute noch hochaktuell sind.
Das Highlight bildete für viele jedoch seine knisternde Interaktion mit der Schauspielerin Andrea Wolf, die sich bald als das „Gretchen“ entpuppte. Bei der Chemie der beiden ist es keine Überraschung, dass sie auch privat liiert sind und als Schauspielerehepaar seit Jahrzehnten gemeinsam die Bühne bestreiten. Die angeregten Schüler zeigten deutlich, dass das Duo sein Ziel erreicht hat und sogar dem ein oder anderen einen Perspektivwechsel auf Handlungsgeschehen und Figuren ermöglichte. Es kamen zahlreiche interessierte Fragen zu Volles eigener Interpretation des Stückes, aber auch zu unterschiedlichsten philosophischen Interpretationsansätzen auf, und erst die Pausenglocke setzte der gelungenen Veranstaltung ein Ende. Ein enthusiastischer Applaus verabschiedete die Gäste bis zum nächsten Jahr – und auch da wird es nach dieser Unterrichtsstunde der ganz anderen Art wieder heißen: „Verweile doch! Du bist so schön!“
Bericht: Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Deutsch Q3 von Frau Scharfe